Es gibt sie schon, die Versuche, die öffentliche Mobilität im ländlichen Raum für den Tourismus annehmbarer zu machen. Das Projekt ULTIMOB – „Ultimative Integrierte Mobilitätslösungen“ erforscht in vier Pilotregionen in Österreich wie die Verkehrswende, und hier im Speziellen die umweltfreundliche Anreise in ländliche Tourismusregionen im Alpenraum, gelingen kann. Ansätze sind die Verknüpfung von verschiedenen Mobilitätsformen, intelligente Fahrgemeinschaften und eine Gepäcklogistik. Das Projekt ist breit aufgestellt und hat eine Vielzahl von Projektpartnern Vielleicht können dann auch Rad- und Skitouristen vermehrt öffentlich anreisen.
Mehr zum Projekt hier: https://www.klimabuendnis.at/ultimob/ultimob-1
Am 25.1.2021 erschien im Standard ein Interview mit dem
Glaziologen und Klimaforscher Georg Kaser aus Südtirol über den auf Grund der
Klimakrise nötigen Wandel im Skitourismus. Einige der Aussagen haben Parallelen
zum Radtourismus und lassen sich, vor allem bezüglich der Anreise in die
Skigebiete, direkt auf den Radtourismus übertragen. Beispielsweise sagt Kaser
wörtlich: „Es geht nicht, dass Leute
hunderte und tausende Kilometer mit einem Privatauto fahren, um zwei Tage oder
eine Woche Ski fahren zu können. ………. Ich will ja nicht die Mobilität auf null
setzen, aber man muss sie neu denken. Der Individualverkehr muss einfach
aufhören, der öffentliche Verkehr muss elektrisch werden.“
Zwar erzeugt der Radtourismus bis jetzt nicht die riesigen
Verkehrslawinen, die der Skitourismus verursacht. Aber wenn Radfahren, das ja
prinzipiell eine ökologisch sanfte und nachhaltige Sportart ist, auch
ökologisch nachhaltig bleiben soll, und wenn die Zahlen der Radtouristen weiter
so steigen wie bisher, ist es dringend nötig, dass die Anreise in die Radregionen
öffentlich möglich wird und die Freizeitradfahrer und Urlauber auf das Auto
verzichten können.
Weiter sagt Kaser: „Ein
Tourist muss seinen Skiurlaub am Bahnhof in Frankfurt beginnen, die Ausrüstung
muss vor Ort sein. Und dann hat er vierzehn Tage zu bleiben und nicht zwei Tage
später mit einem riesigen Privatauto zu zweit zurückzufahren.“
Auch das läßt sich auf den Radtourismus umlegen, die
Radlobby – wie auch der ADFC in Deutschland – fordern dahingehend schon lange
verbesserte Mitnahme von Fahrrädern in der Bahn. Aber viele Gebiete können mit
dem Zug gar nicht erreicht werden, und dann wird es schwierig, wenn man ein
Fahrrad dabei hat. Es sollten also einerseits die Möglichkeiten ausgebaut
werden, sich ein Fahrrad zu mieten, zusätzlich sollte es möglich sein,
unkompliziert und in annehmbarer Zeit ans Radurlaubsziel oder in eine
Mountainbike Arena zu gelangen. Auch wenn die komplette Elektrifizierung noch
Zukunftsmusik zu sein scheint, gibt es doch in einigen Tourismusgebieten schon
Möglichkeiten, öffentlich mit dem Fahrrad anzureisen. Teilweise mit dem Zug,
teilweise mit Fahrradshuttle, Fahrradtaxis, oder Postbussen, die Fahrräder
mitnehmen, wie z.B. im Lechtal in Tirol oder dem Thayatal Tramper im
Waldviertel: hier ist ein Postbus mit Fahrradanhänger ausgestattet. Die Schweiz geht noch weiter: Postbusse sind
mit Radrecks versehen. Österreich, ein Land, in dem es in den alpinen
Bundesländern selbstverständlich ist, dass Postbusse einen Skiträger hinten
befestigt haben, könnte im Frühling dann statt des Skiträgers ein Radreck
anbringen.
Text: Julia Beckel
Das Interview im Standard mit Georg Kaser ist hier zu
finden: